Die Nachrichtenexpertin Sandra Hochhuth schafft es immer wieder
mühelos Sachzusammenhänge herzustellen, die bei näherer Betrachtung gar nicht vorhanden sind.
Am Abend des 07.03.2015, sah es fast so aus, als habe jemand
Frau Hochhuth thematisch eine Falle gestellt, denn bei der
eher unspektakulären Sachlage lokal zu hoher Müllgebühren, konnte Frau Hochhuth einfach nicht wiederstehen durch eine
gängige Pauschalvereinfachung zu der scheinbaren Erkenntnis zu gelangen, dass wer Müll vermeide, draufzahle.
Die praktische Erwartung, dass gemäß dieser Annahme eine
80 Liter Restmülltonne, in der Bereitstellung und Leerung, teurer sein müsste als eine 120 Liter Mülltonne, lässt sich leider nicht verrifizieren. Auch die gesonderte Anlieferung von Restmüll,
führt mit steigender Abgabemenge nicht zu einem geringeren
Entsorgungsgesamtpreis.
Anders als die Äußerungen von Frau Hochhuth vermuten lassen,
war bis zum Verbot der unbehandelten Deponierung im Jahr 2005
dies die gängigste und vor allem günstigste Entsorgungsmethode.
Der Bau des Müllheizkraftwerks in Pirmasens eine indirekte Folge
hiervon.
Tatsächlich klagen Privathaushalte deren Gemeinden im
Zweckverband Abfallverwertung Südwestpfalz (ZAS) organisiert sind über unüblich hohe Müllgebühren.Dies sind die Städte Zweibrücken, Landau und Pirmasens wie auch die Landkreise Germersheim, Südliche Weinstraße und Südwestpfalz.
In wie weit die praktische Auslastung des Kraftwerks für die
konkreten Entsorgungskosten eine Rolle spielt, muss behandelt werden. Das eigentliche Problem für die derzeit hohen Entsorgungskosten bleibt der LSARP Beitrag natürlich schuldig: Dies ist nämlich die eher "unoptimale" Vertragsgestaltung mit dem "Betreiber" des Müllheizkraftwerkes, die "EEW Energy from Waste GmbH" eine 100%ige EON Tochtergesellschaft, welche vormals "SOTEC" hieß.
Es gab zwecks des Baus der Anlage und deren Betrieb bis
Ende 2023 eine Ausschreibung. Im Anschluss wird die Anlage
in das Eigentum der ZAS gestellt und die Abfallpreise sollen
dann stark fallen. Die Anlage ist damit dann auch "finanziert".
Es ist jedoch sehr verwunderlich welch hohe Rediten der jetzige Anlagenführer, die "EEW Energy from Waste GmbH" aus dem
Betrieb erwirtschaftet. Derartige Renditen finanzieren sich
aus den Abfallgebühren.
Zitat aus dem Bundesanzeiger:
Objekt "Pirmasenser Müllverbrennungsanlage":
Rendite 2006: 13,4 Prozent
Rendite 2007: 16,9 Prozent
Rendite 2008: 23,1 Prozent
Rendite 2009: 25,3 Prozent
Rendite 2010: 38,9 Prozent
Der Beitrag bleibt auch die Information schuldig, dass mit der
ZAK (Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern) für das laufende
Jahr noch eine Vereinbarung über die Entsorgung von rund
30.000 Tonnen Restmüll besteht.
Die fragliche Müllmenge im ZAS ist bei derzeit 70.000 Tonnen auch nicht so erkennbar zurückgegangen (76.000 Tonnen für 2012), dass die Ausführungen von Frau Hochhuth, dass den
Kraftwerken der "Rohstoff" ausginge, halbwegs verfangen.
Anders als sich Frau Hochhuth das vorstellen wird, zahlen
alle Lieferanten von Müll stets Geld für die Abgabe ihres
Mülles. Warum aber die ZAK ihren Müll für signifikant
weniger Geld im gleichen Müllheizkraftwerk verbrennen kann,
ist nicht so sehr nachvollziehbar.
Um keine Mißverständnisse Aufkommen zu lassen:
Die "MHKW Pirmasens Abfallbehandlungs GmbH & Co. KG Pullach", dient als Verlustabschreibungsgesellschaft, weist in ihrer Bilanz keine Gewinne aus, sondern einen Fehlbetrag. Das Geld landet aber bei der "EEW Energy from Waste GmbH Saarbrücken".
Bis 2016 plant der ZAS aber eine vorzeitige Reduzierung der
Abfallgebühren, durch die Verrechnung der Kosten mit Jahren
die nach 2023 liegen, für die absehbar ist dass deutlich niedrigere
Kosten für die ZAS anfallen werden.
Die Anlage unterschreitet laut Betreiber die gültigen Immissionsgrenzwerte deutlich.
Ich finde bei Kenntnisnahme der "Hintergründe" ein wirklich
enttäuschender LSARP Beitrag.
Glücklicherweise haben sich noch betroffene Anwohner
gefunden, welche die Kernausage des Beitrages scheinbar
bestätigen.
Und dass Frau Hochhuth dann auch noch was dazu sagt,
vervollständigt den Gesamteindruck.
Es gab weiterhin 2012 einen ZDF Frontal 21 Beitrag der sich
mit der Problematik steigender Müllgebühren bei
steigenden Gewinnen der Betreiber auseinandersetzt. Mit dabei
war auch das Müllheizkraftwerk in Pirmasens. Der Beitrag
kommt zum Ergebnis dass die fragliche Vertragsgestaltung
bei dem die Betrieber derartige Gewinne, zwischen 20 bis 40% des Umsatzes, einbehalten, illegal sein muss, denn Gebühren seien "kostendeckend" zu bemessen.
Der fragliche Frontal 21 Beitrag steht jedoch bei der ZAS in der Kritik, weil er verschweigt dass fragliche Verträge nicht frei verhandelt sind sondern das Ergebnis einer Ausschreibung.
Beim Bau entsprechender Anlagen besteht deshalb eine
gewisse Bindungswirkung zu wenigen Firmen welche die technologischen Vorraussetzungen dazu haben.
Schnittgrundlage: Satstream