Quelle: ZDF Frontal
Der Sozialwissenschaftler Prof. Stefan Sell über die Rolle der Jobcenter und Einsparungen in Milliardenhöhe bei der Förderung von Langzeitarbeitslosen.
Zu wenig Beschäftigte, tausende nur in befristeten Verträgen, selbst von Arbeitslosigkeit bedroht. Dem gegenüber gut sechs Millionen Bezieher von Hartz IV, viele davon Langzeitarbeitslose, erhalten immer weniger sinnvolle Weiterbildungen. Stattdessen stiegen die Sanktionen gegen Erwerbslose 2012 auf Rekordniveau.
Nach Einschätzung des Sozialwissenschaftlers Professor Stefan Sell von der Hochschule Koblenz hat sich die Situation in den Jobcentern in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Die finanziellen Mittel zur Förderung und Eingliederung von Langzeitarbeitslosen seien um die Hälfte eingedampft worden, kritisiert Sell im Frontal21-Interview, gleichzeitig sei aber die Zahl der Hartz IV-Empfänger nicht zurückgegangen. Viele Mitarbeiter in den Jobcentern seien mit ihrer Arbeit „brutal überfordert".
Das bestätigt auch der Vorsitzende der Jobcenter-Personalräte, Uwe Lehmensiek, im Interview. Die hohe Arbeitsbelastung in den Jobcentern führe zunehmend dazu, dass Mitarbeiter dauerhaft krank werden, klagt er. Der Krankenstand sei relativ hoch. Das habe zu Folge, dass zunehmend Anträge nicht rechtzeitig bearbeitet werden können. So seien Mitarbeiter auch immer häufiger Beschimpfungen und Bedrohungen unzufriedener Klienten ausgesetzt.